Âé¶¹´«Ã½ÔÚÏß

"Das Interesse an Bitcoin erreicht nun erste Pensionskassen"

Dirk Klee

Dirk Klee
Country Manager BlackRock Schweiz

Dirk Klee ist Country Manager von BlackRock Asset Management Switzerland Ltd. Im Laufe seiner über 25-jährigen Karriere hatte er wichtige Führungspositionen bei einigen der weltweit führenden Finanzinstitute inne. Zuletzt war er im Verwaltungsrat der VP Bank und CEO von Bitcoin Suisse. Davor leitete er als CEO das Wealth Management & Investments-Geschäft von Barclays und war COO für International Wealth Management bei UBS. Vor seiner vorherigen Tätigkeit bei BlackRock als Country Manager für Deutschland von 2008 bis 2013 leitete Dirk Klee zehn Jahre lang die Geschäftsentwicklung von PIMCO in Deutschland. Dirk ist Rechtsanwalt, hat einen Master of Law der London School of Economics (LSE) und promovierte an der Universität Mainz zum Dr. jur.

 

Als CEO von Bitcoin Suisse sind Sie in die Krypto-Welt eingetaucht. Nun sind Sie bei BlackRock, der als Asset Manager auf Krypto setzt. Hat dies den Übergang in Ihre neue Tätigkeit erleichtert?

Ich sehe mich als Grenzgänger zwischen der traditionellen Finanzwelt und Fintech. Diese Brückenfunktion zieht sich durch meine gesamte Karriere – sei es als Mitgründer von iShares in Europa oder beim Aufbau digitaler Investmentplattformen. Mein Antrieb war immer, neue Technologien für eine breite Kundschaft zugänglich zu machen. Genau das kann ich jetzt bei BlackRock auf globaler Ebene weiter vorantreiben. Während meiner Zeit als CEO von Bitcoin Suisse bin ich sehr tief in die Welt der Digitalen Assets eingetaucht – ein Bereich, der nun zunehmend Marktreife erreicht und bei Kunden immer breitere Akzeptanz findet. Dass wir bei BlackRock uns diesem Thema annehmen, ist für mich die ideale Plattform, um meine Erfahrungen einzubringen.

Es gibt weiterhin zahlreiche Finanzdienstleister und Asset Manager, die einen grossen Bogen um Bitcoin und andere Kryptowährungen machen. Die Gründe sind vielfältig: von Reputations- und Geldwäschereirisiken über Regulierungsunsicherheiten bis zur pauschalen Ablehnung. Können Sie das nachvollziehen?


Diese Zurückhaltung kann ich nur bedingt nachvollziehen. Digitale Assets sind zwar noch relativ jung, aber die Branche hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Sie ist heute deutlich institutioneller, reifer und sicherer. Es wurden zahlreiche Kontrollmechanismen etabliert, die es professionellen Anbietern ermöglichen, Risiken effektiv zu managen. Gerade bei Bitcoin sehen wir, dass die Volatilität spürbar zurückgegangen ist – eines der Hauptargumente gegen Krypto verliert damit an Gewicht. Und auch technologisch ist der Fortschritt klar erkennbar: Blockchain-Lösungen bieten das Potenzial, Prozesse effizienter, transparenter und kostengünstiger zu gestalten. Wer sich heute nicht mit diesen Entwicklungen auseinandersetzt, riskiert, den Anschluss zu verlieren.

Was sehen Sie als die Hauptargumente für Bitcoin bzw. Krypto als Asset-Klasse?


Man muss klar zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen unterscheiden. Bitcoin hat sich seit 2009 als die führende digitale Währung etabliert – mit einem klar limitierten Angebot von 21 Millionen Coins und wachsender Nachfrage. Diese Knappheit macht Bitcoin attraktiv als «digitales Gold» und potenziell als neue, stabile Anlageklasse neben traditionellen Werten. Bei anderen Kryptowährungen steht eher die zugrunde liegende Technologie im Vordergrund. Viele dieser Projekte zielen darauf ab, die Finanzwelt effizienter, transparenter und sicherer zu machen – sei es durch Smart Contracts, Tokenisierung oder neue Infrastrukturmodelle. Eine Investition in diese Assets ist daher oft auch eine Investition in die Weiterentwicklung der Technologie.

Sehen Sie eine Nachfrage von institutioneller Seite, beispielsweise Pensionskassen, nach Krypto-Anlagelösungen?


Was wir aktuell beobachten, ist ein wachsendes institutionelles Interesse: Die Entwicklung begann im Privatkundenbereich, ging über Family Offices und erreicht nun auch erste Pensionskassen und andere institutionelle Anleger. Zwar stehen wir hier noch am Anfang, aber das Interesse ist gross, ebenso wie die Nachfrage nach regulierten, professionellen Zugängen.

Ein anderer deutlicher Trend sind passive und Indexprodukte, die seit Jahren den Löwenanteil des Nettoneugelds bei BlackRock und in der Industrie überhaupt ausmachen. Mit Blick auf das aktive und Alpha generierende aktive Asset Management: Wo führt der Passiv-Trend hin?


Der Trend zu passiven beziehungsweise indexbasierten Produkten setzt sich ungebrochen fort – und das aus gutem Grund. Alpha, also der nachhaltige Mehrertrag durch aktives Management, ist in der Breite oft nicht konsistent. Indexprodukte überzeugen dagegen durch Transparenz, Kosteneffizienz und einfache Handelbarkeit, insbesondere ETFs. Gleichzeitig sehen wir eine spannende Weiterentwicklung: Das Anlageuniversum wird erweitert, und es entstehen hybride Lösungen wie aktive ETFs, die das Beste aus beiden Welten verbinden – die Effizienz passiver Strukturen mit der Flexibilität aktiver Strategien. Diese «Blended»-Ansätze bieten grosses Potenzial für Innovationen. Insgesamt entwickelt sich der Markt weiter: weg von einem Entweder-oder hin zu einem Sowohl-als-auch.

BlackRock verhalf sich dank Akquisitionen im Bereich Private Markets zu einem stärker werdenden Standbein in diesem Bereich. Wie entwickelt sich die Nachfrage in der Schweiz?


Die Nachfrage nach Private Markets ist in der Schweiz traditionell stark – sogar stärker als in vielen anderen europäischen Märkten. Das liegt auch an der Struktur des Finanzplatzes Schweiz, der Professionalität und dem langfristigen Anlagehorizont vieler Investoren. Ein zentraler Treiber ist die Tatsache, dass rund 80 % der Unternehmen weltweit nicht börsennotiert sind. Damit eröffnet sich ein riesiger, oft unerschlossener Markt, der für Anleger zunehmend interessant wird – gerade in einem Umfeld, in dem IPO-Aktivitäten rückläufig sind. Unsere Akquisitionen im Bereich Private Markets sind genau in diesem Kontext zu sehen: Sie erweitern unser Angebot gezielt und ermöglichen es uns, der wachsenden Kundennachfrage gerecht zu werden. In der Schweiz sehen wir dabei besonders viel Potenzial und richten unser Produktangebot entsprechend aus.

Sie waren auch als BlackRock-Länderchef Deutschland tätig: Inwiefern unterscheiden sich die beiden Märkte Deutschland und Schweiz für einen US-Asset
Manager?

Die beiden Märkte unterscheiden sich deutlich in Struktur und Ausrichtung. Deutschland ist stark institutionell geprägt – mit einem Fokus auf Versicherungen und Pensionskassen. Und im Privatkundengeschäft dominiert der Drittvertrieb über Banken und zunehmend digitale Plattformen. Die Schweiz hingegen ist ein globales Wealth-Management-Zentrum. Sie spielt nicht nur national, sondern international eine zentrale Rolle. Der Markt ist hochentwickelt, mit sehr anspruchsvollen, oft international orientierten Kunden. Diese hohe Sophistikation der Kunden macht die Schweiz besonders wertvoll – gerade für Anbieter mit einem breiten, globalen Produktangebot.

Ihre Karriere ist äusserst vielfältig: Asset Management, Wealth Management, Grossbanken, Krypto-Broker: Was sind die grössten Unterschiede und was die Gemeinsamkeiten?


Allgemein sehe ich die grössten Unterschiede im Geschäftsmodell und in der Unternehmenskultur. Banken arbeiten mit eigener Bilanz, während Asset Manager treuhänderisch agieren, also ohne eigenes Buch. Das verändert den Fokus: Asset Manager sind oft stärker langfristig und kundenorientiert ausgerichtet. Besonders spannend finde ich, wie stark Kultur und Gründermentalität hier bei uns prägend sind – ein unternehmerischer Geist, der Innovation und Verantwortung verbindet. Was aber alle Stationen verbindet, ist das eingangs erwähnte Interesse, an der Schnittstelle zwischen Finanzwelt und Technologie zu agieren. Egal, wo ich tätig war, es ging immer darum, neue Lösungen zu entwickeln und Kunden den Zugang zu komplexen Themen zu erleichtern.

Können Sie sich eine Tätigkeit ausserhalb der Finanzindustrie vorstellen?


Grundsätzlich fühle ich mich in der Finanzwelt sehr zu Hause. Unter Umständen könnte ich mir aber auch einmal vorstellen, mein Wissen und meine Erfahrung in einem anderen Kontext weiterzugeben – etwa in einer akademischen Rolle.